Elektroautos in China (Teil 1) - Politisch erzwungener Marktvorteil
Seit Anfang des Jahres gilt für Autobauer in China ein neues Gesetz: jedes zehnte neu zugelassene Auto muss ein sogenanntes New Energy Vehicle (NEV) sein. Dazu gehören neben rein elektrisch betriebenen PKW auch Hybridautos. Autoproduzenten welche die Quote nicht erfüllen, müssen künftig Strafgebühren zahlen. Diese fließen wieder direkt als Subventionen zurück in die Automobilindustrie, um Unternehmen zu stärken, welche die Quote erreicht haben. Das neue Gesetz bildet damit einen vom Staat erzwungenen Vorteil für die elektrisch angetriebene Fahrzeuge ab.
Die Quote gilt auch für deutsche Hersteller
Die neue Leitlinie gilt übrigens für alle Automobilhersteller, die auf dem chinesischen Markt agieren. Für die deutschen Hersteller bedeutet dies sich anzupassen, denn der Absatzmarkt in China gehört zu einem der Wichtigsten. Jedes dritte von einem deutschen Hersteller produzierte Auto wird mittlerweile in China verkauft. Die VW Group steht dabei an der Spitze, verkauft rund 40 Prozent seiner Autos nach China. Das auch Volkswagen die Zukunft in der Elektromobilität sieht, wurde vor wenigen Monaten darin deutlich, dass der VW-Aufsichtsrat die Entwicklung von Verbrennungsmotoren bis 2026 einstellen möchte und den Fokus der Entwicklung auf Elektroantrieb legen wird. Fast zeitgleich feierte Volkswagen China den Spatenstich für ein neues Werk in Anting bei Shanghai, welches ganz auf den Bau von Modularen Elektrifizierungsbaukasten (MEB) ausgerichtet ist, also der Herstellung von Elektroautos. Auch Daimler gab unlängst den Bau eines weiteren Standortes in China bekannt, welcher Elektrofahrzeuge der Mercedes-Benz Marke EQ an die chinesischen Kunden bringen soll. Seit Oktober ist mit dem Mercedes-Benz EQC ein SUV mit Elektroantrieb auf dem Markt, von dem sich die Stuttgarter große Marktchancen in China ausrechnen. Ebenso bringt Audi mit dem Q2L e-tron einen weiteren SUV mit Elektromotor an den Start, welcher sogar ausschließlich für den chinesischen Markt vorgesehen ist und auch dort gebaut wird.
Mehr Vorteile und Förderungen als in Deutschland
Nicht nur das die Palette zu erwerbender Elektroautos in China wesentlich größer ist, als die Auswahl an Modellen die auf dem deutschen Markt zur Verfügung stehen. Es gibt noch weitere Faktoren, welche den potenziellen Autokäufer in China zum Elektroantrieb greifen lassen sollen. In Peking beispielsweise wird nur eine bestimmte Anzahl an Kennzeichen pro Jahr innerhalb einer Lotterie verlost. Dabei bekommt im Schnitt nur einer von 350 Bewerbern ein neues Kennzeichen zugelost. Wer sich aber ein Elektroauto in Peking anschaffen möchte, braucht nicht daran teilzunehmen. In Shanghai müssen sich Neuwagenbesitzer dagegen Ihr Kennzeichen in einer Auktion ersteigern. Die begehrten Kennzeichen gehen nicht selten für den Preis eines Kleinwagens an den Höchstbietenden. Elektrofahrzeuge sind auch hier wieder von der Maßnahme befreit. Geldprämien gibt es China natürlich auch für den Kauf eines Elektroautos. Käufer eines NEV dessen Reichweite über 400 Kilometern beträgt, bekommen derzeit eine Prämie von 50.000 Yuan (etwa 6.400 Euro). Die Gegebenheiten sich auf dem chinesischen Markt zu behaupten, sind für Elektrofahrzeuge mit Hilfe politischer Entscheidungen damit um einiges besser gestellt, als beispielsweise in Deutschland.
Chinas Kalkül
Aktuell werden somit Autos mit Verbrennungsmotor künstlich unattraktiv gemacht, um so den Kauf von Elektroautos für die Verbraucher noch schmackhafter zu machen. In dem noch verhältnismäßig jungen Industriesektor der Elektroautos geben vor allem chinesische Marken den Ton an und sollen auch künftig den Markt bestimmen. China verbannt somit nicht nur die Autoabgase aus den Städten, sondern räumt den nationalen Autobauern in dem noch neuen Markt eine Chance ein.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema in unserer Serie "Elektroautos in China".